Skisafari in Kanadas Westen – British Columbia und Alberta
Für 12 Nächte zum Skifahren nach Kanada – eigentlich nichts Außergewöhnliches mehr, allerdings dabei 8 Skiresorts zu besuchen, das grenzt beinahe an „Wahnsinn“. Los ging es per Mietwagen in Vancouver mit einer ca. 400 km Fahrt ins Okanagan Valley, nach Big White. Dieses und die folgenden Resorts sind eigentlich in Deutschland noch nicht so bekannt, ein Vorteil, der sich vor Ort erfreulicherweise auch bemerkbar macht.
Einweisung ins Ski Gebiet durch die „Snow friends“
So gut wie kein Anstehen an den Liften, freundliches und hilfsbereites Skipersonal, kostenlose Einführung in das jeweilige Skigebiet durch Freiwillige, meist Rentner, genannt „Snow Friends“, „Ski Friends“ oder „Snow Hosts“. Eines haben alle gemeinsam: den Spaß am Skifahren, die Freude fast jeden Tag in der beeindruckenden Natur zu verbringen und der Kontakt zu den Gästen aus allen Ländern – ich habe mir manchmal gewünscht, im Alter wenigstens annähernd so fit zu sein – einige meiner Guides waren zwischen 60 und 70 Jahre alt….. Obwohl die Skigebiete auf den Pistenplänen recht klein sind, auch nicht durch Hunderte von Liften glänzen, aber die immens variantenreichen Abfahrten (Trails) bedürfen doch recht viel Zeit zur Entdeckung. Wenn man dann die Skigebiete (Resorts) in kurzer Zeit auf den sogenannten Skisafaris kennen lernen will, dann ist man dankbar für eine 2-stündige oder auch längere praktische Einweisung durch einen ortskundigen, begeisterten Skifahrer.
Skiresort in Kanada
Schnell lernt man sich dann zu orientieren, wechselt zwischen frei wählbaren Waldabfahrten und Carvingpisten oder stürzt sich wagemutig die „black“ oder „double black diamonds“ hinunter. Möglichkeiten, die wir hier in Europa gar nicht kennen! Anstehen ist dabei fast ein Fremdwort. Vielleicht mal Weihnachten oder zu bestimmten Ferienzeiten kann es passieren, dass man mal 5-10 Minuten am Lift ansteht, das ist aber absolute Ausnahme! Ausnahme ist auch, dass die Temperaturen mal viel tiefer als auf minus 6 Grad klettern. Und dabei ist der Schnee einfach nur toll! Genug geschwärmt, jetzt zu der Tour zurück… Big White – wer mit dem Flugzeug ankommt, nächster Airport ist in Kelowna -erreicht man auf einer kurvenreichen Bergstrecke nach etwa 45 Minuten Aufstieg, möglichst mit einem gut gefüllten Tank, denn die abseits gelegenen Resorts verfügen selten über eine Tankstelle. Das Skigebiet bietet alle Arten von Aktivitäten an, auch Mini-Snowmobile für die Kleinen, oder extra Hänge zum Tubing (per Reifen in rasanter Geschwindigkeit bergab, per Lift wieder hoch), Hundeschlittentouren können auch organisiert werden… weitläufiges Gelände und viele Baumabfahrten, eines der schneesichersten Gebiete im Westen…
Weiter ging es dann nach Silver Star, das Okanagan Valley entlang wunderschöner Seen, und wieder etwa 45 Minuten hoch ins Resort. Dort findet man auf der einen Seite des Skigebietes ideale Familienhänge und auf der Rückseite „hammerharte“ schwarze Abfahrten – also für jeden Geschmack etwas. Das nächste Resort lag etwas weiter entfernt nach Norden, Sunpeaks mit dem Flughafen Kamloops für Fluganreise. Wir haben bei Nancy Green in Ihrer Cahilty Lodge gewohnt. Nancy zählt zu den sicherlich berühmtesten kanadischen Skifahrern, in den 60er Jahren hat Sie 2x einen Abfahrts-Weltcup gewonnen. ihr Mann Al hat viele Jahre lang die kanadische Skimannschaft trainiert – beide begeistere Skifahrer, Nancy ist fast jeden Tag auf den Skiern und zeigt mit Begeisterung Ihren Hotelgästen oder auch Gästen der anderen Hotels die verschiedenen Skiberge um das Resort herum. Ich als Carving-Newcomer habe kaum mehr aufhören können, so toll waren die Abfahrten. Natürlich haben einige Tipps von Nancy sehr geholfen, mich von Abfahrt zu Abfahrt zu steigern. Keine Holzpfosten oder Stangen, sondern Bäume machten einige Runs zum idealen Riesenslalom-Parcour. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit von Nancy und Al haben diese kurze Zeit in Sunpeaks unvergesslich gemacht.
Alle drei Resorts haben ideale Ski In / Ski Out – Unterkünfte – Ski an und los kann es gehen….. Die nächste Etappe führten uns quer durch Westkanada nach Golden, eine abwechslungsreiche Fahrt vorbei an Seen, Flüssen, durch raue Berglandschaft und grandiose Ausblicke. Wenn man erst am Nachmittag wie wir von Sunpeaks aufbricht, dann ist eine Übernachtung unterwegs, z.B. in Revelstoke oder auf der Passhöhe des Roger Passes sehr zu empfehlen. Wir haben uns für Revelstoke entschieden und dann die morgendliche Passfahrt genossen. Golden selbst ist nicht besonders interessant, in der Nähe liegt aber ein neues, in der Erweiterung befindliche Skigebiet, das Kicking Horse Mountain Resort. Leider waren die Schneeverhältnisse Mitte April nicht mehr ideal, trotzdem konnte man sich einen guten Eindruck verschaffen. Toll, dass Panoramarestaurant auf 2000 Meter Höhe, nichts als Berge, egal wo man hinsieht! Was Golden noch interessant macht, ist die Heliski-Company „Purcell Heliski“, die oberhalb des Ortes Ihre Lodge und den Helipad hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern bietet diese Firma auch Tagestrips an. mit 3 bis 5 Abfahrten (runs). Empfehlenswert ist die Miete der „fat skis“ um es im Tiefschnee wesentlich einfacher zu haben. Für den Heliski-Anfänger eine tolle Möglichkeit, mal rein zu Schnuppern, ohne gleich Tausende von Dollars für ein 5 Tage Package oder länger zu zahlen!
Kanada das Skiparadies
Generell empfehlen wir die Mitnahme der eigenen Skiausrüstung, bei Lufthansa oder Air Canada kein Problem, lediglich muß man sich dann mit einer großen Reisetasche bzw. Koffer pro Person begnügen, zahlt aber für den Transport der Ski + Boots eben nichts. Man kann überall aber auch Ausrüstung mieten, einfache bis Top-Carver, am besten fährt es sich aber doch mit den eigenen Sachen…Kaufen drüben trotz günstigen Wechselkurs rentiert sich aber nicht! Von Golden ist es nicht mehr sehr weit zu unserem nächsten Ziel, Geheimtipp zum Wohnen, das Bow Valley. Mit Absicht haben wir die Baker Creek Chalets am Bow Valley Parkway gewählt um einfach mal eine andere Übernachtungsart zu testen. Und es hat sich gelohnt! Nicht ganz billig, aber dafür wohnt man im einzelstehenden Chalet, oder mit einer 2-Personen- Hot Tub direkt im Zimmer – nach einem Skitag eine tolle Entspannung! Gelegen ist das kleine von 2 jüngeren Ehepaaren verwaltete Resort abgelegen in toller Natur, die Berge fast zum Anfassen, ein Ruhe, die nur gelegentlich durch die Bahn auf der historischen Trasse etwas gestört wird. 2-3 Nächte Baker Creek und ein unglaubliches Gefühl der Erholung macht sich bemerkbar. Trotzdem ist man mit dem Auto (keine Busverbindung!) in etwa 15 Minuten im weltberühmtem Skigebiet „Lake Louise“, dass sich zusammen mit Sunshine und Mt. Norquay (Hausberg von Banff) zu einem 3-Area-Skiticket zusammengeschlossen hat. Etwa 25 Minuten nach Sunshine und ca. 45 Minuten nach Banff, eine bessere zentrale Lage gibt es kaum. Ein Restaurant gibt es zwar, war aber nicht täglich geöffnet. So haben wir uns selber versorgt oder waren in Lake Louise in der historischen „Railway Station“ mal Essen. Zum Lake Louise Skigebiet gibt es nicht viel zu sagen: viele tolle Pisten,alle Schwierigkeitsgrade, spektakulär die Felsenpiste, wo man mit langsamer Geschwindigkeit sich einen Weg durch das riesige Felsenlabyrinth sucht…. Uns hat die Reise aber auch nach Banff geführt, schön etwas außerhalb gelegen, das Banff Rocky Mountain Resort, der Skibus in die 3 Skigebiete hält direkt vorm Haus und das Hotel bietet auch einen kostenlosen Shuttle für die etwa 3km ins Zentrum an! Von hier aus nach ausgiebigen Shoppingtouren (nach Souvenirs, aber auch durchaus günstige Skibekleidung im „SALE“) war Sunshine angesagt, auch ein großes und variantenreiches Skigebiet, hohe Schneesicherheit, aber auch mal harte Pisten zeichnen dieses Resort aus. Eine halsbrecherische Abfahrt mit dem aussagekräftigen Namen „Delirium Dive“ sei hier am Rande erwähnt. Befahrbar nur mit Lawinenausrüstung – mir wurde es schon schwindelig, als ich nur am „Einstieg“ stand….. Eine etwa 2,5 stündige Autofahrt quer durch die imposanten Rockies auf die andere „Seite“ führte uns dann nach Panorama (mein 2. Lieblingsplatz nach Sunpeaks), gigantische Loghäuser mit Blick auf Berge und Golfplatz, aber auch erschwingliche Unterkünfte in allen Preiskategorien findet man hier, oder was wir getestet haben – private, einzeln stehende Chalets, fast alle für 6 – 10 Personen ausgelegt, eigene Hot Tub und vieles mehr….. Das Skigebiet macht wirklich viel Spaß obwohl auch hier dieses Jahr weniger Schnee lag (el nino lässt grüssen) als die Jahre zuvor und deshalb einige Trails bereits gesperrt waren. Für die Saison 2003/2004 werden wieder die üblichen Schneemengen erwartet und dann kann man auch im April riesige Bereiche mit Baum/Waldabfahrten genießen. Oder wie in Golden bietet hier RK-Heliski auch Tagestouren an. Der Helipad zentral gelegen, ein paar Meter vom Skigebiet entfernt. Panorama ist ideal, wenn bei den Skifahrern verschiedene „Könnerstufen“ vorhanden sind: die einen gehen Heliskiing, die anderen fahren alpin… so kann jeder untertags seinem Hobby nachgehen und am Abend wird dann im eigenen Chalet gekocht und gemütlich zusammen gesessen, natürlich ein ausgiebiges Bad im privaten Hot Tub darf vorher nicht fehlen…oder das Bad in der Früh um 06.00 Uhr begleitet von Vogelgezwitscher….
Skifahren in Kanada
Etwa 3,5 Stunden entfernt lag dann unser „letztes“ Resort, Fernie. Mehrere halbkreisförmige Einschnitte ergeben ein ungewöhnliches, sehr abwechslungsreiches Skigebiet mit allen Schwierigkeitsgraden. Ein einmaliger und sehr ansprechendes Terrain, ein gelungener Abschluß dieser Skisafari. Mein Ski Host im Alter von 65 Jahren erzählte mir von seinem unvergesslichen 60ten-Geburtstag, hier im Skigebiet mit Familienmitgliedern, Abfahrten im Tiefschnee, der bis zum Bauch reichte…. Von hier geht es in knapp 4 Stunden durch sehr unterschiedliche Landschaften – besonders beeindruckend die unglaublich ausgedehnten Farmlands und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains – nach Calgary. Diese Tour bzw. Teile davon, aber auch Skipackages mit einem festen Quartier könnt ihr mit fachkundiger Beratung und viel Individualität bei adventure travel buchen oder Tel. 06133-924403
Viele weitere Infos und Tipps für einen Urlaub in Kanada finden sich in dem Buch „Kanada, der ganze Westen mit Alaska„.