Durch Kanadas Wildnis – ein Reisebericht
Für Kanada-Einsteiger:
Mit dem Wohnmobil von Vancouver zum Fraser River und in die majestätische Bergwelt der Rockys. Hier die Höhepunkte. Vancouver verdankt seine schönsten Bilder dem Meer. Es umfängt die Stadt von allen Seiten. Die weißen Traumschiffe im Burrard Inlet, der lange Sandstrand der English Bay, die futuristischen Segel des Canada Place über dem Trade & Convention Centre.
Ein rotes Wasserflugzeug, das in einer Gischtwolke landet, die Yachten vor der Skyline über den blühenden Bäumen im Stanley Park. Im Lighthouse Park läuft man durch einen dunklen Regenwald zum Leuchtturm an der Felsenbucht. Wer dem Meer noch näher sein will, tuckert im Wassertaxi durch den False Creek. Vorbei an der Skyline und dem kleinen Yachthäfen bis zur Science World, die sich wie ein überdimensionaler Golfball am Ende der Bucht erhebt. Unter der silbernen Kuppel verbirgt sich ein Hands-On-Museum für neugierige Kids. False Creek ragt wie eine gierige Zunge in die Stadt. Mittendrin liegt Granville Island, die künstliche Entertainment-Insel unter den Highway-Brücken. Die umgebauten ehemaligen Lagerhallen wurden in Restaurants, Bars und Shops umgewandelt, in zahlreichen Galerien arbeiten Maler, Bildhauer, Glasbläser und Totempfahlschnitzer. Zeit für die Wildnis.
Im Wohnmobil geht es aus der Stadt und weiter auf den Spuren der Goldgräber, die am Fraser River nach Nuggets gesucht haben. Der wilde Fluss, der sich durch tiefe Canyons und verzweigte Täler gegraben hat, war eine Herausforderung für die goldhungrigen Männer, die mit ihren Maultieren über die Berge kamen. Von Whistler im Schatten des Mount Garibaldi weiter nach Pemberton und auf die Duffey Lake Road, eine der schönsten Routen in British Columbia. Der Umweg lohnt. Aus dem Nebel, der über den Seen und Wiesen hängt, ragen schroffe Felsen und schneebedeckte Gipfel. Im Südwesten leuchten die Joffrey Ice Fields.
Coast Mountains & Bowron Lakes in British Columbia
Vom Duffey Lake folgt die Straße dem Cayoosh Creek zum Seton Lake. Dort wartet endlich das Kanada, von dem alle träumen – die Postkartenansichten mit den verschneiten Gipfeln und den gletschergrünen Seen. Die mächtigen Coast Mountains an der nahen Pazifikküste, grasende Hirsche und Elche am Birkenhead Lake, blühende Wildblumen im Pemberton Valley. Die schroffen Felstäler der Cayoosh Range sind viel zu kitschig, um wahr zu sein. Dann folgt die Ernüchterung, bei der Fahrt auf der Cariboo Road. Schnurgerade zieht sich der Highway nach Norden.
Szenen wie in Texas oder Wyoming. Vereinzelte Ranches, Rinder auf grünen Weiden, Dörfer mit seltsamen Namen wie 100 Mile House. So wurde die Entfernung von Lillooet gemessen, dem Startpunkt für die Goldsucher. Der Bowron Lakes Provincial Park ist ein Paddlerparadies mit einem 116 Kilometer langen Rundkurs aus elf Seen und zahlreichen Flüssen. Aber: Acht Kilometer müssen die Kanus getragen werden! Fort St. James, ein Handelsposten der Hudson’s Bay Company, erinnert an die Zeit, in der tollkühne Fallensteller auf Schneeschuhen durch die Wildnis stapften und wertvolle Pelztiere zu jagen pflegten. Am Burns Lake soll es die größten Forellen des Landes geben. Im Moricetown Canyon rammen junge Indianer ihre Harpunen ins schäumende Wasser und ziehen fast jedes Mal einen Lachs heraus. In Kitwanga lockt der Stewart-Cassiar Highway, die lange Wildnisstraße nach Norden. Weiter im Osten warten die Rocky Mountains und legendäre Nationalparks wie etwa Jasper und Banff an dem gletscherreichen Hauptkamm der kanadischen Rockys.
Banff National Park & Jasper in Alberta
Der Banff National Park mit mehr als 20 Gipfeln über 3.000 Meter Höhe ist eine der Hauptattraktionen Kanadas und zählt pro Jahr weit über drei Millionen Besucher. Der spektakuläre, 230 Kilometer lange Icefields Parkway zieht sich mitten durch die grandiose Landschaft. Jasper ist der größte Nationalpark Kanadas. Und einer der schönsten, weil er sich gegen eine vollständige Eroberung durch den Tourismus gewehrt hat. Wer mehr als das malerische Athabasca Valley mit seinen rauschenden Wasserfällen und Jaspers Bahnhof sehen möchte, muss die Wanderstiefel schnüren.
Über den Skyline Trail führt eine gemütliche Drei-Tage-Wanderung über die Wasserscheide in den kanadischen Rockys. Nur geübte Wanderer kommen auf den knapp 50 Kilometern mit einer Übernachtung aus. Verschneite Berghänge spiegeln sich im Lorraine Lake, auf dem Hochplateau des Little Shovel Pass pfeifen Murmeltiere. Vom Snowbowl Campground hat man einen herrlichen Ausblick auf den Antler Mountain.
Maligne Lake & Columbia Icefields
Der Maligne Lake, der „Versteckte See“, gehört zu den meistfotografierten Motiven der Rocky Mountains, komplett mit Angeltour und markierten Aussichtspunkten. Der See ist ein Juwel, leuchtet zwischen hohen Bergen und verwinkelten, stillen Buchten und beeindruckt auch während der Hochsaison. So wie der Lake Louise, der Paradesee am südlichen Ende des Icefields Parkway. Die 230 Kilometer lange Asphaltstraße zwischen den Jasper und Banff National Parks führt durch eine wild-romantische Berglandschaft, wie man sie wohl nur äußerst selten auf dieser Welt finden kann. Gewaltige Bergmassive und eisig schimmernde Gletscher ragen östlich vom Highway empor. Die Straße windet sich durch malerische Täler und über windumwehte Pässe. Eine Traumlandschaft.
Wer in einem Spezialfahrzeug über das ewige Eis der Columbia Icefields fahren will, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Die Busse schaukeln auf breiten und extrem weichen Reifen über das schimmernde, bis zu 900 Meter dicke Eis. Sie halten auf dem Gletscher und ermöglichen einen hautnahen Kontakt. Der Kommerz im nahen Besucherzentrum ist kaum zu überbieten und schreckt viele Naturliebhaber ab. Trotz Trubel: Selbst während der Hochsaison wagen sich Bären und Bergziegen bis dicht an die Straße heran.
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