Die Geographie Kanadas
Kanada lässt sich in sieben Regionen mit sehr unterschiedlichen Landschaftsformen und klimatischen Verhältnissen einteilen. Mit einer Fläche von 9 970 610 km² erstreckt sich Kanada über Nordamerikas nördliche Hälfte. Damit ist Kanada (mit sechs Zeitzonen) nach Russland das zweitgrößte Land der Erde. Kanadas Leitspruch „Von Weltmeer zu Weltmeer“ (A Mari Usque ad Mare“) ist, geographisch gesehen, ungenau. Grenzt das Land doch nicht nur an den Atlantik und den Pazifik, sondern in der Arktis auch an das Nordpolarmeer und besitzt somit die längste Küste der Welt.
Im Süden verläuft Kanadas 8892 km lange Grenze zu den Vereinigten Staaten. Im Norden reicht Kanadas arktische Inselwelt bis auf 800 km an den Nordpol heran. Jenseits des Nordpolarmeers liegt Kanadas Nachbar Russland.
Langgestreckte und schmale Siedlungsregion
Wegen des unwirtlichen Klimas im Norden eignen sich nur zwölf Prozent der kanadischen Landfläche für die landwirtschaftliche Nutzung. Folglich lebt der größte Teil der Bevölkerung (1997: 30 Millionen Menschen) in einem nur wenige Hundert Kilometer breiten Region im Süden des Landes. Dort, in der langgezogenen, schmalen Siedlungsregion zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean, ist das Klima milder.
Zahllose Seen und mächtige Wasserströme
Wer im Sommer im Flugzeug über Manitoba oder Ontario fliegt, erblickt unter sich mehr Wasser als Land: Seen, soweit das Auge reicht, kleine und große, so viele, dass sie kaum zu zählen sind. Schätzungen haben ergeben, dass Kanada über ein Siebtel der Süßwasserressourcen der Erde verfügt. Kanada teilt sich die Großen Seen mit den Vereinigten Staaten; es hat zudem zahlreiche mächtige Ströme und große Seen.
Die Pazifikküste
Die Küste von British Columbia liegt im Bereich feuchtwarmer pazifischer Luftströmungen und ist Kanadas Region mit dem mildesten Klima. Sie hat weit ins Land reichende, tiefe Fjorde und wird durch Vancouver Island vor den pazifischen Stürmen geschützt.
Die Westküste von Vancouver Island verzeichnet außergewöhnlich große Regenmengen. In diesem Klima gedeiht der Regenwald gemäßigter Breiten. Er besitzt zwar nicht die Vielfalt tropischer Regenwälder, doch an der Westküste der Insel wachsen Kanadas älteste und höchste Bäume: 1300 Jahre alte Rot-Zedern und bis zu 90 Meter hohe Douglasien.
Die Kordilleren
Die Region, die sich mit ihren schroffen Gebirgszügen und Hochplateaus von British Columbia aus in Richtung Osten bis zur Grenze von Alberta erstreckt, ist, geologisch gesehen, noch junges Land. Im Süden von British Columbia, im Garibaldi Provincial Park, und im Norden der Provinz, am Mount Edzizza, finden sich Spuren vulkanischer Tätigkeit aus jüngster geologischer Vergangenheit.
Die Rocky Mountains, das Küstengebirge und weitere Gebirgsketten verlaufen von Norden nach Süden. Sie stellten die Erbauer der transkontinentalen Eisenbahnen und Überlandstraßen vor gewaltige technische Probleme. Kanadas höchste Berge liegen allerdings nicht in den Rocky Mountains, sondern in den St. Elias Mountains, einem Ausläufer der Kordilleren, der sich nach Norden bis zum Yukon Territorium und nach Alaska erstreckt. Kanadas höchster Gipfel, der Mount Logan (6050 m hoch) liegt in der südwestlichen Ecke des Yukon inmitten eines riesigen Eisfeldes, der größten Eisdecke südlich des Polarkreises.
Im Inland ist die Provinz British Columbia reich an landschaftlicher Vielfalt. Diese reicht von alpinen Schneefeldern bis zu tiefen Tälern mit wüstenähnlichem Charakter. So müssen z.B. die Farmer im Okanagan – Valley, das im Windschatten der Gebirge und damit im Regenschatten liegt, ihre Obstplantagen und Weinberge künstlich bewässern.
Die Prärie
Fährt man im Sommer durch die Prärie, so sieht man nichts als endlose Weizen- und Rapsfelder, die unter einem scheinbar unendlichen Himmel heranreifen. Die Ebenen von Alberta, Saskatchewan und Manitoba gehören zu den fruchtbarsten Getreideanbaugebieten der Welt.
Doch Überraschungen gibt es auch hier. Wer bei Brooks, Alberta, vom Highway in Richtung Norden abbiegt, fährt hinunter in das Tal des Deer River. Hier haben Wind und Wasser unter wüstenähnlichen Bedingungen den Sandstein zu seltsamen Formen, den „Hoodoos“, gestaltet. Dieselben Erosionskräfte haben einige der weltweit größten Ansammlungen von Dinosaurier-Fossilien freigelegt.
Alberta ist Kanadas größter Erdölförderer. Im Sedimentgestein unter der Prärie gibt es reiche Lagerstätten an Erdöl, Erdgas und Kali.
Der Kanadische Schild
Wie ein gewaltiger Binnensee erstreckt sich die Hudson Bay weit ins Innere des Landes. Sie ist umgeben von einer schroffen Felsformation, dem Kanadischen Schild. Als Kanadas größte geographische Region reicht er ostwärts bis Labrador, nach Süden bis Kingston am Ontario-See und nordwärts bis zum Nordpolarmeer.
Der Schild gilt als Kern des nordamerikanischen Kontinents. Er besteht aus einem Sockel uralter Gebirge. Seine Felsen aus Gneis und Granit sind 3,5 Milliarden Jahre alt, dreiviertel mal so alt wie die Erde. Vorrückende und dann wieder zurückweichende Gletscher haben ihn abgeschliffen, so dass er nur von einer dünnen Bodenschicht bedeckt ist, auf der boreale Wälder mit Tannen, Fichten, Lärchen und Kiefern wachsen. In dieser Region gibt es reiche Mineralvorkommen, so u.a. Gold, Silber, Zink, Kupfer und Uran. Kanadas große Bergbauzentren liegen hier: In Ontario die Städte Sudbury und Timmins, in Québec Val d’Or sowie in der Provinz Manitoba Flin Flin und Thompson.
Die Großen Seen und das Tiefland am St. Lorenz – Strom
Im Süden der Provinzen Ontario und Québec, im industriellen Zentrum Kanadas, liegen die größten Metropolen des Landes, Toronto und Montréal. Hier lebt, auf relativ kleinem Raum, die Hälfte der Bevölkerung Kanadas. 70 Prozent aller kanadischen Fertigwaren werden hier produziert.
Hier gibt es aber auch fruchtbares Ackerland, z.B. auf der Halbinsel Niagara. Dank der großen Wasserflächen des Erie- und des Ontario-Sees ist das Klima so mild, daß hier selbst Trauben, Pfirsiche, Birnen und andere Obstsorten gedeihen.
Die Region der Großen Seen und die Uferregion des St. Lorenz-Stroms sind das Land des Zuckerahorns. Im Herbst tauchen die Blätter des Ahorns, (Kanadas Nationalsymbol) das Land in ein Farbenmeer von Rot, Orange und Goldgelb. Im Frühjahr wird der Saft der Ahornbäume abgezapft. Man dickt ihn ein macht daraus Ahornsirup und Ahornzucker, eine kulinarische Köstlichkeit, die sich schon die Ureinwohner Nordamerikas schmecken ließen.
Die Atlantik-Provinzen und die Region der Appalachen
New Brunswick, Nova Scotia, Prince Edward Island und Newfoundland sind Kanada kleinste Provinzen. Sie wurden zuerst von den Europäern besiedelt. Erste Kontakte lassen sich bis ins Jahr 1000 zurückverfolgen. Ihre Spuren wurden im heutigen L’Anse aux Meadows in Newfoundland, einer Wikingersiedlung, entdeckt.
Einstmals nannte man die „Grand Banks“ vor der nordöstlichen Atlantikküste die Weizenfelder Newfoundlands. Dieser flache Kontinentalsockel erstreckt sich vor der Ostküste über 400 km. Hier haben die verschiedenen Meeresströmungen einen der reichsten Fischgründe der Welt entstehen lassen. Der Fischreichtum der Grand Banks galt früher als geradezu unerschöpflich. Heute sind diese Fischbestände gefährdet und bedürfen einer sorgfältigen Bewirtschaftung.
Kanadas Atlantikprovinzen sind Ausläufer der Appalachen, eines sehr alten Gebirgszugs. In weiten Teilen der Region findet man flache, zerklüftete Hügel und Hochebenen sowie Küsten mit tief eingeschnittenen Fjorden. In fruchtbaren Tälern wie dem des Saint John River in New Brunswick, und im Annapolis Valley in Nova Scotia gibt es eine blühende Landwirtschaft .
Im St. Lorenz -Golf liegt Prince Edward Island mit seiner sanft gewellten Landschaft. Diese Insel (seit 1997 ist sie durch eine Brücke mit New Brunswick und damit mit dem kanadischen Festland verbunden) mit ihren fruchtbaren, roten Böden ist mit nur 0,1 Prozent der Gesamtfläche Kanadas die kleinste Provinz des Landes.
Die Arktis
Nördlich der Baumgrenze liegt eine Landschaft größter Schönheit. Während der kurzen Sommer, in denen es fast immer taghell bleibt und die Temperaturen auf bis zu 30 ° C. ansteigen können, entfalten in der Tundra unzählige Blumen ihre Blütenpracht. Die Winter sind jedoch erbarmungslos, lang, bitterkalt und dunkel. Die Arktis ist längst kein unzugängliches Grenzland mehr. Inuvik im Mackenzie-Delta ist über eine Straße erreichbar. Per Flugzeug kommt man in sämtliche Siedlungen. Fast überall gibt es Strom, Läden und Sozialstationen.
Das arktische Festland grenzt im Norden an ein Labyrinth von Inseln, die durch gewundene Meerengen und Wasserstraßen voneinander getrennt sind. Die berühmteste dieser Wasserstraßen ist die legendäre Nordwest-Passage. Bei der Erkundung eines Seewegs in den Orient hatten zahlreiche frühe Entdecker nach ihr gesucht. Angesichts ihres wachsenden Selbstbewusstseins haben die Inuit (früher bekannt als ‚Eskimos‘) damit begonnen, den arktischen Siedlungen Namen in ihrer eigenen Sprache, Inuktitut, zu geben. So haben beispielsweise die Bewohner von Frobisher Bay auf Baffin Island ihre Gemeinde in Iqaluit („Ort der Fische“) umbenannt.
Kanadas Parks – Naturmuseen
Kanadas Geographie lässt sich weit besser in unmittelbarer Natur erforschen als aus Büchern. In den National- und Provinzparks des Landes sind alle Landschaftsformen vertreten samt ihrer typischen Pflanzen- und Tierwelt; von Point Pelée am Erie-See, einem Rastplatz für Zugvögel und einem Paradies für Vogelkundler bis zu den Gletschern und Fjorden von Auyuittuq („Land, das niemals schmilzt“), von den Regenwäldern von Vancouver Island bis zu den schroffen Klippen und dem Hochland von Gros Morne im westlichen Newfoundland.
Kanadas Parks sind, ganz gleich, ob winzig oder riesig, lebende Naturmuseen, ebenso vielfältig und faszinierend wie das Land selbst.
Viele weitere Infos und Tipps für einen Urlaub in Kanada finden sich in dem Buch „Kanada, der ganze Westen mit Alaska„.
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