Der West Coast Trail – oder auch „Der Weg durch die Hölle“
Der West Coast Trail in Kanada auf Vancouver Island 75 km in 6 Tagen
Es gibt so Tage da sollte man lieber seinen Mund halten – ein paar Mal habe ich mir das auf diesem Weg gesagt.
Wie war ich nur auf diese grandiose Idee gekommen diesen Weg zu gehen?
Nun aber musste ich da durch!
>> Der West Coast Trail – einer der anspruchsvollsten Wanderwege der Welt<<
Die Nacht vor dem Trail verbrachten wir in Bamfield auf dem Campingplatz – für das Geld nicht soo toll, aber es ist ein schöner Strand dabei – 25 Can$/Nacht.
Am nächsten Morgen ging es dann los. Erstmal suchten wir uns für die Wanderzeit einen Parkplatz in Bamfield. Direkt am Trail wollten wir unseren Mietwagen nicht stehen lassen – das Risiko eines Autoeinbruchs war uns doch zu groß.
Mittags ging es dann mit dem Shuttle los zum Ausgangspunkt unseres Trails, nach Pachena:
Die Nacht verbrachten wir auf dem dortigen Campingplatz (15 Can/$/Nacht).
Anfangsgewicht unserer Rucksäcke:
18,5 und 16,5 kg !
1. Tag – 8. September
Es ging los!!
Mit der Fähre setzten wir um 9am über – wir waren die Ersten!
Tja und dann ging es gleich steil los über glitschige Wurzeln und Steine. Obwohl es in diesem Jahr (2012) wohl einen außergewöhnlich schönen Sommer hatte und es schon einige Zeit keinen Regen mehr gegeben hatte waren doch viele Wegabschnitte glitschig und matschig.
Ganz ehrlich war ich froh darüber – man versinkte auch so noch knöcheltief im Matsch, doch der Trail schien so nur ein Weg durch die Vorhölle zu werden und nicht durch die Hölle !
Ich muss sagen, dass ich mich jedes Mal freute eine Leiter – dafür ist dieser Weg ja bekannt für seine vielen Leitern – zu sehen, auch wenn manchmal Sprossen fehlten oder lose waren – sind so, doch Auf- und Abstiege über Leitern angenehmer wie der Weg – die Leitern werden deine Freunde!!
Unglaublich – für einen Kilometer brauchten wir fast eine Stunde. Nach 5 km waren wir so gut wie am Ziel. Nun „nur“ noch bis zum Strand runter, wo ein schöner Campground auf uns wartetete. Der Weg hinunter war nicht ganz so einfach aber um 14.20 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft und das Beach Camp erreicht.
Gleich unten am Fuße der Leitern befanden sich 2 Plumpsklos und Bärenboxen. Die Bärenboxen zu benutzen macht Sinn, wenn man nicht die Nacht mit einem Bären in seinem Zelt verbringen will. Es gibt viele Bären in dieser Gegend und ein Campground musste wegen Bärenaktivitäten sogar geschlossen werden.
Der Strand war herrlich und so genossen wir die restliche Sonne des Tages.
Man setzte Prioritäten:
1. Schuhe aus und Füße ins Wasser halten
2. Kaffee kochen
3. Zelt aufbauen
4. Essen
Von weiten sahen wir eine junge Frau, die sich wohl am Knie verletzt hatte und nun übers Wasser mit dem Rettungsboot abgeholt wurde. Hm, das fing ja gut an…
2. Tag – 9. September
Um 7am wurde ich wach und musste feststellen, dass ich mich wohl erkältet hatte. Super….
Um 8.30am ging es bei leider bedecktem Himmel dann weiter.
Um 9.13am waren wir an der Kreuzung zur Camper Bay – es waren 8 km bis dorthin.
Dieser Abschnitt des Weges hatte es in sich: Brücken, die fast umfielen, Baumstämme, die als Brücken genutzt wurden, mehr oder weniger wacklig.
Man kletterte über Wurzeln, durch Schlammlöcher und natürlich über Leitern aller Größen.
Der Wettergott war leider nicht mit uns – ein leichter Nieselregen setzte ein und verwandelte auch die letzten trockenen Wegabschnitte in ein glitschiges Etwas. Natürlich rutschte ich von so einer dämlichen Wurzel ab und bekam ein dickes Schienbein 🙂 nun ja, was wäre dieser Weg auch ohne blaue Flecken!
Hah und da hatte ich gedacht der erste Tag wäre anstrengend gewesen, aber der zweite war zusätzlich noch eine Herausforderung an das Gleichgewicht und die Kletterkünste.
Ich war nicht böse wie wir dann endlich auf dem Campground waren…
Da der Fluss, der uns vom Campground trennte ganz flach war brauchten wir die Seilbahn nicht zu nutzen und konnten so durchgehen – eigentlich schade.
Kaum hatten wir unser Zelt aufgebaut fing es richtig an zu regnen – phew Glück im Unglück. Aus unserem Regenponcho bauten wir ein Tarp – sehr zu empfehlen! Wir konnten darunter unsere Rucksäcke stellen und kochen. Danach fiel ich erschöpft förmlich ins Koma 🙂
3. Tag – 10. September
Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte wollten wir so früh wie möglich los um das Zelt einigermaßen trocken einzupacken.
Klappte nicht ganz der Plan – kurz nach dem Frühstück fing es erst richtig an zu regnen und wir mussten alles klatschnass einpacken!!
Gespannt sah ich dem restlichen Tag entgegen. Was ich über diesen Abschnitt des Weges gelesen hatte, naja, dieser Teil des Weges sollte ziemlich tough sein, viele Wurzeln – momentan fraßen mich no-see-hims auf oder was auch immer das für fliegende, kleine Ungeheuer waren! Am ersten Tag hatte mich schon eine Raupe gebissen, eine Raupe – hallo – seit wann beißen Raupen – was wohl noch kommen sollte – Killerameisen?
Um 9am gingen wir dann endlich los. Der Weg war matschig, glitschige Wurzeln und Baumstämme, die zu überqueren waren (eigentlich war es ja nicht anders zu erwarten) …
Am Campground Cullite Creek sollte Pause gemacht werden.
Die Leitern dorthin waren der Hammer: Lange Leitern, also richtig lange Leitern – große Abstände – ich glaube ich wollte in diesem Moment dieses Leitern-Freundschaftsding kündigen….
Unten angekommen gab es zu Käse und Cräckern, einen Kaffee mit einen ordentlichen Schuss Whiskey 🙂
Dann weiter! Mit der Seilbahn über den Fluss – das war richtig klasse :-))
Ganz so erfreulich ging es dann leider nicht mehr weiter: Viele Matschwege (also eigentlich wie immer), „natürlich“ kaputte Boardwalks, aber hey die Sonne war wieder zu sehen und ein kleines Stück lang unsere gern gesehene Begleiterin.
Es folgten Leitern, wieder richtig große Leitern und eine Hängebrücke – ziemlich cool!
Danach wurde der Weg etwas besser – jedenfalls gabs nicht mehr soviele kaputte Boardwalks.
Der Schlamm war irgendwie immer noch der Gleiche – um 6pm hatten wir es dann geschafft und das Beach Camp Wallbran Creek erreicht.
Wieder wurden Prioritäten gesetzt:
1. Füße aus den Schuhen
2. klitschnasses Zelt in die Sonne hängen, die uns glücklicherweise treu geblieben war!!:-)!
3. Kaffee kochen
4. In der Sonne sitzen und nach Walen Ausschau halten.
Etwas getrübt wurde mein Glück, dadurch das meine Erkältung sich nicht besserte. Naja, man kann nicht alles haben.
Nachdem üblichen Wasser filtern und Lebensmittel in den Bärenboxen unterbringen – übermannte uns auch bald der Schlaf.
4. Tag – 11. September
Nach dem üblichen Ritual: Lebensmittel aus der Bärenbox holen, Kaffee kochen, frühstücken und zusammenpacken – machten wir uns wieder auf den Weg.
Wir überquerten den Fluss zu Fuß, durch den niedrigen Wasserstand brauchten wir nicht die Seilbahn zu nehmen – eigentlich schade….
Diesmal konnten wir am Strand entlang gehen, was wunderschön war. Die Sonne gab alles – was will man mehr – das Leben ist schön 🙂
Nach 3 Stunden kamen wir an dem, bei WCT-Hikern, so beliebten Chez Monique vorbei. Es soll bekannt sein für seine großartigen Burger! Ich, als Vegetarier wollte das nun aber nicht überprüfen und kann also nur das weitergeben, was uns unsere Mithiker vorgeschwärmt hatten. Wir gönnten uns 2 kalte Colas – wie man doch schon so kleine Dinge wieder zu schätzen lernt – Cola – nicht nur Wasser…
Kurz darauf kamen wir zum ersten Leuchtturm Carmanah Lighthouse, der auf einem sehr gepflegten Grundstück mit Wohnhaus und Garten stand – da Besucher immer willkommen sind schauten wir uns erstmal um.
Die Aussicht war gigantisch, aber ich befürchte für mich wäre es auf Dauer dann doch zu einsam so einen Leuchtturm zu bewohnen.
Um 2.50 pm hatten wir dann schon unseren Übernachtungspunkt erreicht – ziemlich früh – aber leider war die nächste Übernachtungsmöglichkeit geschlossen wegen Bärenaktivitäten. Und noch weiter hätten wir nun auch wieder nicht geschafft – Also hatten wir mal einen ziemlich relaxten, schönen Wandertag.
Wir beschlossen den Abend mit einem Lagerfeuer und Kaffee mit Whiskey oder war es umgekehrt 🙂 ?
Ein wunderschöner Sonnenuntergang rundete den perfekten Tag ab.
5. Tag – 12. September
Heute sollte es ja nun einfach werden – laut eines meiner Wanderbücher – naja da war ich mal gespannt!
Also nach dem Frühstück ab in den Schlamm – aber hey, ganz so schlimm war der Weg wirklich nicht mehr, aber auch nicht soooo einfach – jedenfalls hatten wir dann um 12.30 am die Fähre erreicht, die uns übersetzen sollte.
Ein Tipp: Man kann dort sehr gut essen und Getränke kaufen. Der Lachs soll himmlisch sein – Man kann zuschaun wie er gefangen und zubereitet wird, also frischer gehts nicht … aber ich als Vegetarier, wie schon mal erwähnt, wollte das nun nicht austesten … und blieb bei meiner geliebten Diet Coke!
Um 1pm setzten wir dann über und weiter gings über Stock und Stein – besser Wurzeln und Matsch, Leitern und Boardwalks 🙂 – alles mal mehr und mal weniger kaputt.
Gegen 5 pm waren wir am Camp Beach Tsusiat Falls.
Der Platz war schön, die Outhouses (Plumpsklos) ein bisschen blöd zu erreichen (man musste über umgestürzte Bäume klettern – also nichts schlimmes). Aber hey, wen interessieren Plumpsklos, wenn man in der Ferne Wale herumziehen sehen kann!! 🙂
Am Abend beschlossen wir dann mit dem morgigen Tag auch den Trail zu beenden. Die paar restlichen Kilometer sollten doch an einem Tag zu schaffen sein.
Hauptgründe dafür: Meine Erkältung wurde nicht besser und außerdem hatte uns der Ehrgeiz gepackt. Mit Elektrolyten und Grippetabletten hielt ich mich über Wasser 🙂 – und meine Stimme hatte sich so gut wie ganz verabschiedet, was mein Mann aber glaub ich nicht so schlimm fand …
6. Tag – 13. September
Um 7.45am ging es los – Endspurt – vorher noch eine Tasse Kaffee und einen Müsliriegel! Die Wale verabschiedeten sich in der Ferne von uns. Es war ein wunderschöner Anblick, diese mächtigen Kreaturen zu beobachten.
Um 9.30am hatten wir die Seilbahn Kianawa erreicht und weil das ganze soviel Spaß machte fuhren wir gleich dreimal rüber. Nein Wahrheit war: irgendwie schaffte mein Mann es seinen Trekkingstock dabei zu velieren und in der Hoffnung ihn wieder zu finden fuhren wir noch einmal zurück – gutes Armtraining – puh!
Natürlich fanden wir ihn nicht mehr – gut das sowas nicht am Anfang passiert war, ohne Trekkingstöcker ist der Trail noch schwieriger zu bewältigen. Schon allein um die Tiefe des Matsches auszutesten eignen sich die Stöcker hervorragend.
Um 11.30am hatten wir 19 km geschafft
Um 03.00pm waren wir am Michigan Beach
Um 04.00pm waren wir am zweiten Leuchtturm Pachena Lighthouse am Pachena Point
Und um 07.00pm hatten wir unser Ziel erreicht – Pachena Beach!! Yeah!!
An der Ranger Station hing eine Informationstafel mit verschiedenen Telefonnummern von B & B’s, Hostel und Taxis. Da alle B & B’s voll belegt waren – wegen irgendwelcher Festlichkeiten, wie uns die Taxifahrerin berichtete, entschieden wir uns für das private Hostel für 60 $ die Nacht, das uns die nette Taxifahrerin empfiehl. Sie machte auch gleich die Reservierung und brachte uns dort hin.
20 $ kostete uns die gesamte Fahrt, inkl. Trinkgeld.
Unser Zimmer: Wir bekamen einen kleinen Container mit Stockbetten, Sitzgelegenheit und Kochecke nur für uns. Glück muss man haben! 🙂
Nach einer heißen, wohltuenden Dusche stießen wir, nun endlich wieder sauber – mit einer Flasche Wein auf diesen gelungenen Trail an – was uns einen tiefen Schlaf bescherte.
Endgewicht unserer Rucksäcke:
16,3 kg (36 Pounds) und 12,7 kg (28 Pounds) !