Carmel in Kalifornien – eine Stadt zwischen Charme und Dekadenz
Die Bewohner von Carmel, unter ihnen der prominente Ex-Bürgermeister Clint Eastwood, würden ihre ehemals so beschauliche Künstler-Enklave am liebsten gegen die Restwelt abschotten. Ihre Häuser liegen hinter hohen Mauern oder Hecken verborgen und in den meisten Stadtteilen hat man auf Hausnummern und sogar auf Reklametafeln verzichtet. Künstliche Blumen sind verboten.
Eine Bank wurde verklagt, weil sie Geranien dieser Art vor den Fenstern hatte. Und Eiscreme in der Öffentlichkeit schlabbern darf man nur, weil Eastwood dieses Verbot missachtete und sich zum Bürgermeister wählen ließ. Sein Antrag, dieses Gesetz abzuschaffen, wurde einstimmig angenommen.
Die Baugenehmigung für seine Villa in Carmel auch …
Zur Sommerzeit fallen die Urlauber in Scharen über Carmel her. Die Stadt hat Charme. In den schmalen Gassen wohnen angesehene Künstler, stellen ihre Bilder und Skulpturen in Galerien aus. An die spanische Gründerzeit erinnert die Mission San Carlos Borromeo de Carmelo, in der heute noch Gottesdienste abgehalten werden. Die maurische Kirche, von einem mexikanischen Steinmetz liebevoll restauriert, ist von stilvollen Innenhöfen und blühenden Gärten umgeben. Pater Serra, der legendäre „Apostel von Kalifornien“, liegt übrigens in Carmel begraben.
Die Big Sur Coast beginnt südlich von Point Lobos, einem Aussichtspunkt jenseits des Carmel River, und endet im 90 Meilen entfernten San Simeon. Mit ihren versteckten Stränden, den sattgrünen Wiesen und den stillen Redwood Canyons erinnert Big Sur an ein Kalifornien, das längst vergangen schien. Die ersten Siedler kamen nach dem kalifornischen Goldrausch und steckten kleine Farmen ab. Der Highway One wurde 1922 bis 1937 von Sträflingen erbaut, die in den abgelegenen Wäldern kaum eine Möglichkeit zur Flucht fanden. Eine technische Meisterleistung für jene Zeit war der Bau der berühmten Bixby Creek Bridge, die damals noch Rainbow Bridge hieß und sich in 90 Meter Höhe über den Abgrund windet.