Canyon de Chelly National Monument in Arizona
Das Schutzgebiet des Canyon de Chelly gehört zu den kleineren und unbekannteren Canyonschluchten in den USA.
Es befindet sich im Nordosten von Arizona und liegt auf dem Defiance Uplift im Colorado Plateau auf einer Höhe von 2389 m über dem Meeresspiegel.
Das Canyon de Chelly National Monument liegt im Navajo-Nation – dem größten Indianer-Reservat Amerikas
Das gesamte Gebiet des Canyon de Chelly National Monument liegt im Navajo-Nation und damit im Reservat für die dort lebenden Navajo Indianer. Wie alle Indianerstämme wurden diese im Laufe der Jahre immer wieder von ihren Wohnorten vertrieben, bis sie schließlich hier in der „Felsenschlucht“ ihre neue Heimat finden konnten. Das Navajo-Nation ist hierbei das größte Indianer-Reservat Amerikas. Überall in den Canyonschluchten sind bis heute zahlreiche Ruinen der Pueblo-Siedlungen aus der Zeit der Anasazi-Indianer übergeblieben. Die kleine Ortschaft Chinle ist das Zugangstor zum Canyon und befindet sich im Westen des Schutzgebietes.
Die Besonderheiten des Canyon de Chellys sind die landschaftlichen Kontraste:
Zwischen den atemberaubenden Felsenschluchten aus kargen Sandsteinen liegen grüne und fruchtbare Böden mit Bäumen und Wiesen. Ursache hierfür ist der Chinle Wash, dessen Flussbett in den Sommermonaten zwar ausgetrocknet, aber in den Wintermonaten mit Wasser durchflutet wird und für einen fruchtbaren und nährreichen Boden rund um den Fluss sorgt. Diese Tatsache ermöglicht es, dass die Navajo-Indianer auch heute noch im Inneren der Schlucht alleine und selbstständig überleben können. Sie betreiben Landwirtschaft und Schafzucht und verwalten damit das Land, das ihnen mittlerweile auch rechtmäßig zusteht. Während das National Monument zwar unter der Verwaltung des National Park Services steht, wurde der Indianerstamm als Eigentümer des Gebietes eingetragen. Heute leben daher mehr als die Hälfte der gesamten Navajo-Bevölkerung im Canyon de Chelly.
Die Landschaft des Canyons: einzigartiger Kontrast aus Felsschlucht und grünen Wiesen
Das Canyongebiet im Nordosten Arizonas befindet sich auf dem Defiance Uplift im Colorado Plateau uns erstreckt sich über mehr als 340 km2. Die Anhebung der Erde entstand vor rund 60 Millionen Jahren. Während allerdings der Boden immer weiter nach oben stieg, gruben sich die Flüsse entgegengesetzt immer weiter in die Felsen nach unten. Im Laufe von Millionen von Jahren entstand so durch Erosion und Abtragung eine einzigartige und hoch beeindruckende Canyonlandschaft, die Ihresgleichen sucht.
Die Höhe der Felsen variiert: während am Rande der Schluchten (vor allem in der Gegend der Stadt Chinle) die Felsenwände nur wenige Meter hoch sind, werden sie in Richtung des Schluchtinneren immer höher. An den höchsten Stellen ragen die massiven Felswände bis zu 300 m in die Höhe und machen damit einen höchst imposanten Eindruck. Das gesamte Gebiet wird von drei Hauptcanyons durchzogen: dem Canyon de Chelly im Süden, dem Canyon del Muerto im Norden und dem Monument Canyon.
Der Canyon und seine Einwohner: Die Geschichte der Navajo-Indianer
Archäologen fanden heraus, dass die ersten Bewohner dieser beeindruckenden Felslandschaft bereits viele hundert Jahre vor Christus dort ihren Lebensraum fanden. In den folgenden Jahrhunderten bildete sich im Canyon de Chelly und im gesamten amerikanischen Gebiet die Indianerkultur der Anasazis, von der vor allem die Architektur ihrer Häusersiedlungen, die so genannten Pueblo-Siedlungen, bekannt und auch bis heute noch im Canyon de Chelly vorzufinden sind.
Nach ihnen kamen die Hopis in das Canyon Gebiet, die wiederum um 1700 von den Navajos verdrängt wurden. Diese Indianer profitierten von dem grünen Inneren der Felsenschlucht und betrieben Ackerbau, Obstbau und Viehzucht. Im 18. und 19. Jahrhundert blieben die Navajos, genau wie alle anderen Indianerstämme in den USA, von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht verschont. Zuerst lieferten sie sich blutige Überfälle und Schlachten mit den Spaniern, bis sie schließlich von den amerikanischen US-Truppen bekämpft wurden. Den Gipfel dieser Kämpfe stellte das Jahr 1864 dar.
Mehr als 9000 Navajo-Mitglieder wurden von amerikanischen Soldaten aus ihrem Wohngebiet und in Richtung New Mexico vertrieben. Unter den schlimmsten humanitären Zuständen starben mehr als 5000 Indianer, sodass letztendlich nur 4000 das 300 Meilen entfernte Fort Sumner erreichten. Dieser beschämende Teil der amerikanischen Geschichte wurde unter „The Long Walk“ (deutsch: Langer Marsch) bekannt. Erst vier Jahre später durften die vertriebenen Indianer in den Canyon de Chelly zurück kehren und sich ihre Existenz neu aufbauen. Bis heute leben sie dort in kleinen Siedlungen und in den so genannten „Hogans“, den traditionellen Rundhäusern.
Das Canyon Gebiet wird heute vom National Park Service und den Navajos gemeinsam verwaltet
Obwohl es die amerikanischen Indianer weiterhin schwer haben und viele Stämme auch in der heutigen Zeit um ihren Lebensraum kämpfen müssen, gibt es auch einige Projekte, welche die Zusammenarbeit zwischen Indianern und der allgemeinen Parkverwaltung, dem National Park Service, voran bringen sollen. Hierzu zählt vor allem das Management-Projekt des Canyon de Chelly. Das Innere des Canyonlandes bleibt einzig dem Indianerstamm überlassen und wird daher auch weitestgehend vom Tourismus fern gehalten.
Als Urlauber kann dieses Gebiet daher nicht auf eigene Faust, sondern nur in geführten Gruppen und unter der Anleitung eines Scouts erkundet werden. Die Indianer sollen mehr Mitspracherecht erhalten und so gemeinsam mit dem National Park Service über die Verteilung von Ressourcen und die allgemeinen Befugnisverteilungen bestimmen. Diese Art der Verwaltung wird allerdings erst nach und nach eingeführt und es bleibt abzuwarten, inwieweit die ehrgeizigen Ziele umgesetzt werden können.
Sehenswürdigkeiten des Canyon de Chelly
Der Canyon de Chelly kann auf zwei Hauptstraßen erkundet werden. Im Norden des Schutzgebietes führt der 34 km lange North Rim Drive entlang des Canyon del Muertos. An allen Streckenabschnitten gibt es immer wieder Aussichtspunkte, die einen spektakulären Blick in die Canyonschlucht bieten. Hierbei können immer wieder die ganz besonderen Häusersiedlungen der Indianer bestaunt werden. Durch Erosion und Nässe gab es in den Felswänden immer wieder Einrisse. Diese Höhlen boten Schutz vor Wind und Wetter und wurden daher von den Anasazi-Indianern behaust. Da die Nischen allerdings nur einen beschränkten Raum boten, wurden sie von den Indianern teilweise durch den Anbau kleiner Häuserformationen erweitert. Bis heute sind in einigen Höhlen noch wertvolle Felsmalereien erhalten geblieben.
Mummy Cave und Antelope House
Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten am North Rim Drive sind die Mummy Cave und das Antelope House. Die Mummy Cave ist die älteste Ruinensiedlung (wahrscheinlich zwischen 348 und 1284 erbaut und bewohnt) und zeigt zahlreiche traditionelle Bauten der Indianer, die allerdings nicht alle gleich gut erhalten geblieben sind. In dieser Pueblo-Siedlung lebten die letzten Anasazi-Indianer, bevor sie das Gebiet des Canyons verließen. Auffällig ist das große und lehmfarbene Gebäude, welches sich im Zentrum der Siedlung befindet und schätzungsweise das jüngste Haus ist. Seinen Namen erhielt die Mummy Cave, nachdem 1882 in den Ruinen zwei Mumien gefunden wurden.
Das Antelope House ist ebenfalls eine Pueblo-Siedlung, welche wahrscheinlich zwischen 900 und 1270 erbaut und bewohnt wurde. Im 18. Jahrhundert lebten die Navajos in den Räumen dieser Ruinen, welche mit insgesamt 90 Zimmern genügend Platz bot. An den Wänden der Felsen wurden später zahlreiche Felsenmalereien entdeckt, die von den Navajos sorgfältig gezeichnet wurden. Auf vielen der Bilder sind Antilopen zu erkennen, was dem Pueblo seinen Namen verlieh.
Durch den Süden des Schutzgebietes führt der 58 km lange South Rim Drive durch die einzigartige Natur und entlang des Canyon de Chelly. Diese Straße wird generell mehr befahren, da sich an ihr der bekannteste Aussichtspunkt des Canyon de Chelly befindet. Der Spider Rock sind zwei imposante Felssäulen, die inmitten der Canyonschlucht circa 244 m in die Höhe ragen. Vom beinahe auf gleicher Höhe liegenden Spider Rock Overlook hat man hierauf einen perfekten Ausblick. Laut einer Legende der Navajos sind die beiden Felsen das Zuhause der „Spinnenfrau“ („Spider Woman“), die dem indianischen Stamm das Weben beibrachte und ungehorsame Kinder verschwinden lässt.
Bis heute stellt der Spider Rock einen wichtigen spirituellen Ort für die ansässigen Navajos dar. Die zweite bekannte Sehenswürdigkeit am South Rim Drive ist das White House Ruin. Hierbei handelt es sich um die mit ältesten Ruinen der Canyonschlucht und es ist die einzige Pueblo-Siedlung, die auch für Wanderer frei zugänglich ist. Der Weg, der vom Aussichtspunkt White House Overlook hinunter in die Siedlung führt, ist gleichzeitig auch der einzige Zugang in den Canyon. Die Häuser wurden vor und an die Felswände gebaut und das Markenzeichen ist das oberste Haus, welches weiße Außenwände hat und damit der Pueblo-Siedlung seinen Namen verliehen hat.
Grundsätzlich empfiehlt es sich am Vormittag den North Rim und am Nachmittag den South Rim Drive zu fahren. So hat man für alle Aussichtspunkte die besten Lichtverhältnisse und kann vor allem den Spider Rock in der untergehenden Abendsonne bewundern. In diesem roten Licht wird die Betrachtung der beiden Felssäulen zu einem wahren Naturschauspiel.
Regeln für Besucher des Canyon de Chelly
Grundsätzlich ist es verboten in der Canyonschlucht frei herum zu wandern. Einzig der zwei Kilometer lange Wanderweg, der vom White House Ruin Oberlook hinunter zur White House Pueblo-Siedlung führt, darf allein belaufen werden. In der kleinen Stadt Chinle, welche auch das Eingangstor zum Canyon de Chelly darstellt, werden allerdings geführte Touren mit Park Rangern oder Navajo-Guides angeboten.
Auf diesem Weg wird Ihnen das Gebiet der Navajo-Indianer von einem Einheimischen nahe gebracht- der wohl beste Weg, um diese einzigartige Kultur der Indianer kennen zu lernen. Alle weiteren Regeln, die Sie bei der Erkundung des Schutzgebietes beachten müssen, erfahren Sie beim Informationszentrum des National Park Service.
Ferienhäuser und Campingplatz für Touristen
Wer den Canyon de Chelly besuchen möchte, benötigt ein bis zwei Tage. Wer direkt vor Ort übernachten möchte, kann dies auf dem Cottenwood Campground tun. Dieser Campingplatz ist einfach gehalten (ohne Duschen) und Reservierungen können unter der Telefonnummer (+ Vorwahl USA) 928-674-2106 vorgenommen werden. Nähere Informationen zum Campingplatz finden Sie hier.
Falls Sie eine USA-Reise planen und die passende Unterkunft benötigen, finden Sie unter ferienhaus-privat.de das passende Angebot.